PLS-Logo |   HABERENT / VIVICO — um 2000:
  Bauprojekt Lichterfelde-Süd

khd
    Stand:  6.9.2014   (45. Ed.)  –  File: PLS/Themen/HABERENT-VIVICO_Planungen.html



Diese Seite ist Teil des Bürger-Portals zur Stadt(ver)planung in Lichterfelde-Süd. Giesensdorf – wie Lichterfelde-Süd früher hieß – ist seit jeher das Stiefkind der (Bezirks-) Politiker. Manche von ihnen wissen noch nicht mal, wo „Giesensdorf“ überhaupt liegt — und entscheiden dennoch über gravierende Bauleitplanungen in dieser Gegend. Man schob und schiebt dort gerne etwas hin, was man in den feineren Wohnquartieren des Bezirks nicht so gerne sieht. [Ständig benachteiligt!]

  Lichterfelde-Süd / Giesensdorf
Ständig benachteiligt!
Eine Abrechnung
 
Nach dem 1994 erfolgten Abzug der Amerikaner wurde mit Planungen zur Bebauung des Truppenübungsplatzes „Parks Range“ in Lichterfelde-Süd begonnen. So sollte das Steglitzer Bauunternehmen HABERENT das Gebiet südlich der Thermometer-Siedlung im Auftrag der VIVICO (vormals VdeR bzw. EIM) zu einem neuen Stadtviertel entwickeln. Auch wenn aus diesen Plänen damals nichts wurde, sind einige Details interessant. Diese sollen auf dieser Seite dokumentiert werden.

Die Texte und Grafiken stammen aus verschiedenen Quellen, die jeweils angegeben sind. Dabei gilt der allgemeine CopyRight-Hinweis. Archivort ist Houston (USA), wo das „fair use“-Prinzip gilt. Sämtliche Links wurden redaktionell hinzugefügt. Hier sind dokumentiert und manches auch in [Ed:...] kommentiert:

I n h a l t :      
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L I C H T E R F E L D E - S Ü D

Neue Großsiedlung

Aus:
Berliner Zeitung, 23. Juni 1998, Seite xx (Berlin). [Original=xxx]

BERLIN. Florian Beigel, Architekt aus London, hat den Wettbewerb zur Gestaltung des ehemaligen US-Truppenübungsplatzes in Lichterfelde-Süd gewonnen. 3.200 Wohnungen für 10.000 Menschen sollen auf dem 115 Hektar großen Gelände entstehen. Baubeginn ist für Anfang 2000 vorgesehen. Kosten: 1,6 Milliarden Mark.



L I C H T E R F E L D E - S Ü D

Städtebaulicher Realisierungswettbewerb von 1998

[Ed: Für 2014 ist für Lichterfelde-Süd ein neuer städtebaulicher Wettbewerb angekündigt. Da lohnt ein Rückblick aufs Jahr 1998. Der Editor hat damals aus dem BauNetz eine fundierte Beschreibung der Ergebnisse archiviert, die hier jetzt (Nov. 2013) dokumentiert wird, um die aktuelle Diskussion zu befeuern].

Aus:
BauNetz.de, xxx 1998 (Wettbewerbe). [Original]

BERLIN (baunetz.de). Die Wettbewerbe im BauNetz sind ein Service der Bauwelt-Redaktion.

Preise

1. Preis (27.000 DM):  Beigel, London/GB.
Mitarbeiter: Benito, Christou, Esteva, Khadivi, Bayona Mas, du Mesnil, Sanchez, Beard, Härtel, Katzke, Lamm, Belaguer Montaner, Plana Ponte, Bickers, Bouariche, Hyde, Matthews, Walker.
Sonderfachleute: Landschaftspl.: Arup Environmental – Ellis, London; Sonderf.: Arup Environmental – Scanton, London.

2. Preis (18.000 DM):  Libeskind, Berlin.
Mitarbeiter: Brown, Hansen, Hellman, Masek, Michaeli, Pflumm, Stockwell, Uehara, Kehl, Reimann, Bernhard, Kruse.
Sonderfachleute: Landschaftspl.: Atelier Loidl – Gräbner, Berlin; Sonderf.: FGS – Höppner, Berlin.

3. Preis (10.500 DM):  Mayr, Wien.
Mitarbeiter: Schrattenecker, Fox, Kusztrich, Gruber, Neureiter.
Sonderfachleute: Ivancsics, Wien; Werner Consult – Werner, Wien.

Kommentar

Das über 115 Hektar große Gebiet Lichterfelde-Süd liegt direkt am südwestlichen Stadtrand Berlins und stellte zu Mauerzeiten eine der letzten Freiraumreserven in Westberlin dar. Die Reichsbahn erwarb das Gelände 1938, um dort ein Ausbesserungswerk zu errichten, das jedoch nie gebaut wurde. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Areal als Arbeits- und Gefangenenlager. Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 wurde ein Großteil der Flächen von der US-Army beschlagnahmt, um dort eine Geisterstadt für Häuserkampfmanöver einzurichten. Mit dem Abzug der Truppen 1990 rückte das Gebiet in das Blickfeld der Stadtplaner. Es befindet sich heute überwiegend im Besitz der EIM, der 1996 gegründeten Eisenbahn Immobilien Management GmbH. Zusammen mit einem Developer, dem Bezirk und dem Senator für Bau- und Wohnungswesen war 1997 ein zweistufiger städtebaulicher Realisierungswettbewerb ausgelobt worden, der jetzt entschieden wurde.

Vorgesehen sind etwa 3.280 Wohnungen auf knapp der Hälfte der Fläche, davon 350 Häuser für Bundesbedienstete. Etwa ein Zehntel der Flächen [Ed: rd. 12 ha] ist für Gewerbe reserviert, zusätzlich sollen 5 Kitas und 1 Schule errichtet werden. Das große Quartier mit zukünftig etwa 10.000 Einwohnern hat damit den Maßstab einer Kleinstadt. Ein neuer S-Bahnanschluß bis Lichterfelde-Süd schafft die Voraussetzung zur Bebauung des Areals neben der „Thermometersiedlung“. Als Teil der „Eigentumsinitiave“ des Berliner Senats wird die Bebauung ausschließlich privat finanziert, wie auch schon der Wettbewerb.

In der ersten Stufe des Wettbewerbs gingen 323 Bewerbungen ein, von denen 35 zur Teilnahme ausgelost wurden. Sieben weitere Büros waren zugeladen worden. Zugelassen waren lediglich Arbeitsgemeinschaften aus Architekten, Landschaftsplanern und Ingenieuren. Ab der Zwischenrunde war das Verfahren nicht mehr anonym, 14 Teilnehmer kamen in die zweite Runde. Die Jury unter Vorsitz von Peter Kulka, Dresden, verlieh drei Preise an ganz unterschiedliche städtebauliche Lösungsansätze. Sie lassen sich grob als „Felder“, „Inseln“ und „Kante“ beschreiben.

Den 3. Preis erhielt Ernst Mayr aus Wien für einen Entwurf, der eine strenge Stadtkante ausbildet und darüber „einen Ost-West-Dialog herstellen“ will zwischen (Berliner) Stadt und (Brandenburger) Land. Denn die Stadtkante rahmt auf drei Seiten eine große viereckige Freifläche im Zentrum der Anlage. Mayr legte einen Entwurf vor, der wohlüberlegt ist und vollständig in die Stimmannsche Städtebaudoktrin paßt. Er steht im Kontext der Stadterweiterungen in Berlin der letzten Jahre wie Buch, Karow, Rudower Felder oder der Wasserstadt. Weil sich bei diesen Gebieten jedoch Vermietungsprobleme abzeichnen, war dem Investor an einer abweichenden Konzeption gelegen. Die Jury geißelte Mayrs Ansatz als „stereotyp“.

In starkem Kontrast dazu steht der 2. Preis, den Daniel Libeskind aus Berlin erhielt. Libeskind schuf im wahrsten Sinne des Wortes eine „collage city“, die, anders als Mayrs Entwurf, der sich hauptsächlich vom S-Bahnhof her entwickelt, von der Osdorfer Straße im Osten des Geländes her aufgebaut ist. An der Osdorfer Straße ist ein „Tornado“ genanntes Merkzeichen am Eingang der Stadt geplant. Von dieser Einfallstraße ins Zentrum führt eine geschlängelte Straße in das Neubaugebiet. Wie eine typische amerikanische Suburb-Straße verbindet sie ganz unterschiedliche städtebauliche Inseln oder Schollen miteinander. Diese Inseln tragen Namen wie Turbine, Kasbah, Cliff, Quilt, Pier, Düne und Gateway und beziehen ihre jeweilige Inspiration aus eben diesen Bildern. Ihr Zusammenhang ist lose.

Denn guten Städtebau zeichnet Libeskind zufolge aus, daß „alles offen und möglich“ ist. Nicht weniger als einen „Platz des neuen Jahrhunderts“ möchte er schaffen, einen „place to live, work and play“. Die Inseln schaffen en passant eine Oberflächenvergrößerung zwischen Siedlung und offener Landschaft – im Gegensatz zu Mayrs Entwurf –, die für ein „Equilibrium zwischen Stadt und Land“ sorgen soll.

Die Entscheidung zwischen erstem und zweitem Preisträger fiel denkbar knapp aus. Den 1. Preis erhielt Florian Beigel aus London, an dessen Entwurf die Jury besonders schätzte, daß er (anders als Libeskind) „viele verschiedene architektonische Handschriften zuläßt“. Beigel hat seinen Entwurf zusammen mit der „architecture research unit (aru)“ der University of Northern London erarbeitet und die Ergebnisse eines dreijährigen Forschungsprojektes in seine Arbeit einfließen lassen. Für den Wettbewerb hat er eine gemischte Gruppe aus Akademikern und professionellen Beratern zusammengestellt. Seine Idee war eine „Architektur der Wahl“, während „die Landschaft von allen geteilt“ wird.

Für seinen Entwurf waren drei Parameter ausschlaggebend: „Der Bestand, der Bestand und der Bestand.“ Er hat nach eigener Aussage „ausgiebig auf dem Gelände herumgeschnüffelt“ und (Bau-)Felder geschaffen, die auf der ehemaligen Feldflur basieren. Beigel sieht zwei wesentliche Baugebiete nördlich und südlich eines großen Bereichs unberührter Natur vor, der die angestrebte „Symbiose mit der Landschaft“ liefern soll. Der Architekt arbeitet mit einer Analogie zur Landwirtschaft und teilt die Baulose wiederum in kleinere Felder auf, damit überschaubare Nachbarschaften mit hohem Wohnwert entstehen. Dieser sensible Umgang mit der Topographie und Vegetation zeichnet auch Beigels Expo-Projekt für den Braunkohletagebau südlich von Leipzig aus.

Die Jury des Wettbewerbs in Berlin, die ihr besonderes Augenmerk auf Wohnungsschlüssel und Erschließung richtete, hob an seinem Konzept hervor, daß es angesichts der zu erwartenden Bauzeit von mindestens 8 Jahren „robust und flexibel“ ist, eine sinnvolle Abschnittsbildung ermöglicht und im Zentrum der Anlage die „Wildheit beläßt“. Beigel sieht zur Hälfte Geschoßwohnungsbau und zur Hälfte Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser vor. Die Gebäude sind überwiegend in parallelen Reihen zueinander angeordnet, die von den Diagonalen der Erschließung durchbrochen werden.

Kritisiert wurden der Schulstandort direkt am S-Bahnhof und die mangelnde verkehrliche Verbindung der beiden Teile. Der erste und dritte Preisträger gehörten übrigens nicht zu den eingeladenen Architekten. Weil die Arbeiten im Niveau ihrer Bearbeitung „eher einem Ideenwettbewerb“ entsprechen, wie ein Vertreter des Bezirks monierte, wird der Baubeginn des ersten der 5 Teilgebiete nicht vor Anfang 2000 stattfinden. Diskutiert wird gegenwärtig, ob bei der Umsetzung des Entwurfs auf das klassische Bebauungsplanverfaren verzichtet werden kann [Ed: Ein Norbert Kopp (CDU) war damals Baustadtrat im Bezirk Steglitz!].

Als Juryvorsitzender reklamierte Peter Kulka für sich, eine „Schallmauer in Berlin durchbrochen“ zu haben. Einen Entwurf zu wählen, der mit dem Berliner Reizwort „Stadtlandschaft“ argumentiert, hält Kulka scheinbar für eine kleine Palastrevolte hin zum „experimentellen Städtebau“.



N A C H G E T R A G E N

Neue Siedlung auf ehemaligen Truppenübungsplatz

Eine Chance für Lichterfelde-Süd.

Aus:
Steglitz-Portal, xx.xx.1998 (Download-Datum: 19.7.2004). [Original]

LICHTERFELDE-SÜD. Lichterfelde Süd ist eine der größten Entwicklungsflächen für Wohnungsbau im Westen Berlins. Bereits Ende der 80er-Jahre rückte das Gebiet, das damals noch überwiegend durch die amerikanischen Streitkräfte genutzt wurde, auf der Suche nach potentiellen Wohnungsstandorten in das Blickfeld der Stadtentwicklung.

Mit Aufgabe der Besatzungsrechte ging 1994 das Kerngrundstück, ein ca. 70 ha großes Areal, an den Eigentümer [Deutsche Bahn] zurück. Mit den angrenzenden kleingewerblich genutzten Flächen stehen jetzt rund 115 ha in einer attraktiven und durch den öffentlichen Personennahverkehr erschlossenen Stadtrandlage für eine Neuentwicklung zur Verfügung.

Lichterfelde Süd ist aber auch die Thermometersiedlung, ein nicht unbedingt rühmliches Beispiel in der Berliner Stadtentwicklung. Heute ist man bemüht, dort wieder sozialen Frieden herzustellen. Aktionsprogramme wie das „Quartiersmanagement“ sollen die Lebensqualität für die Bewohner dieser Siedlung verbessern. In den 80er-Jahren gab es die ersten Projekte zur Wohnumfeldverbesserung: Resultate waren die Modernisierung der Fassaden, Umgestaltung der Hauseingangsbereiche, die Renaturierung des Stangenpfuhlgrabens und das heutige Nachbarschafts- und Selbsthilfe-Kontaktzentrum „Altes Waschhaus“.

Ein Projekt, das schon im Vorfeld der Planung neuer Siedlungsgebiete das existierende Umfeld mit einbezog und Betroffene bei der Planung beteiligte, war die Sanierungsmaßnahme der GSW in der Kleinraumsiedlung am Woltmannweg in Lichterfelde Süd, auch Mau-Mau-Siedlung genannt. Klaus Zibis, Gemeinwesenarbeiter in Lichterfelde Süd war damals für die Thermometersiedlung an den Planungen beteiligt.

Er war auch als Gast bei der entscheidenden Sitzung des städtebaulichen Realisierungswettbewerbes für die neue Siedlung in Lichterfelde Süd zugegen. Sieger dieses Wettbewerbes wurde die Arbeit des Architekten Prof. Florian Beigel aus London. „Der Beitrag zeigt eine zarte Planung“, so Zibis, „eine Architektur, die sich der Landschaft anpaßt“. Dabei waren die Vorgaben des Wettbewerbs sicherlich nicht einfach umzusetzen.

Entwurf des Architekten Daniel Libeskind von 1998 (2. Preis)
^   Wettbewerbs-Entwurf des Architekten Prof. Daniel Libeskind, der im 1997/98 durchgeführten städtebaulichen Realisierungswettbewerb „Die Zukunft von Lichterfelde Süd“ den 2. Preis erhielt. Die Umgebung des S-Bahnhofs Lichterfelde-Süd. Im Hintergrund die Hochhäuser der Thermometer-Siedlung   (Repro: 2007 – khd)


Der Orientierungsrahmen für den städtebaulichen Realisierungswettbewerb sah insgesamt 3.280 Wohnungen in lockerer bis verdichteter Siedlungsform einschließlich Geschoßwohnungssbau auf 52,2 ha Nettowohnbauland vor. Für wohnverträgliches Gewerbe und Arbeiten im Mischgebiet waren 11,1 ha zugrunde zu legen. Dabei beträgt die gesamte Projektentwicklungsfläche ca. 115 ha.

Die Realisierung dieser Vorgaben durch Florian Beigel ist für Klaus Zibis „der ökologischste Plan“. Ca. 30 % der Gesamtfläche hält Beigel als wohnungsnahe Grünanlage mit Erholungswert vor. Dabei versucht er mit einem Grünzugang die [neue] Siedlung mit der Thermometersiedlung zu verbinden. Trotz des hohen Grünanteils benötigt er bei ca. 61 % Anteil Nettobauland nur eine Geschoßzahl von 4, um die geforderten 3.280 Wohneinheiten für ca. 7.500 bis 9.000 Menschen auf diesem Arial zu schaffen.

Für diese sind 5 Kindertagesstätten mit jeweils 100 Plätzen und eine vierzügige Grundschule mit Großspielfeld vorgesehen. Für den etwaigen langfristigen Bedarf einer dreizügigen Oberschule ist eine Flächenreserve berücksichtigt. Ebenfalls werden Jugendfreizeiteinrichtungen und öffentliche Kinderspielplätze entstehen. „Hier zeigt die Planung Beigels ihre Schwächen“, meint Zibis. „Die Zuordnung der Gemeinbedarfseinrichtungen ist schlecht gelöst. Weiterhin ist die für über 3.000 Wohneinheiten vorgesehene verkehrstechnische Infrastruktur zu schwach ausgelegt (10 % Straßenlandanteil an der Gesamtfläche), da zusätzlich aus der Richtung des Güterverteilzentrum in Ludwigsfelde mit erheblichem Schwerlastverkehr zu rechnen ist.“

Er verweist auch auf den Beschluß der BVV Steglitz, in diesem Erschließungsgebiet nicht mehr als 2.000 Wohneinheiten vorzusehen. „Man muß damit rechnen, daß vieles aus dem Entwurf am Ende nicht so umgesetzt wird.“

Dazu Herr Maximilian Hägen, Geschäftsführer der HABERENT Grundstücks GmbH, die mit der Projektentwicklung [Ed: von der EIM bzw. VIVICO] beauftragt wurde: „Wir werden die Ergebnisse des Realisierungswettbewerbes und das Votum der Preisgerichtsentscheidung in der Folgezeit umsetzen und bei der Projektdurchführung auch andere Preisträger (z. B. den 2. Preisträger Daniel Libeskind) berücksichtigen. Den zu fassenden Aufstellungsbeschlüssen für Bebauungspläne geht die Erarbeitung eines Bebauungsplan-Vorentwurfes einher. Der Städtebauliche- und Erschließungsvertrag wird Maßnahmen zur Infrastruktur des Wohngebietes regeln.

Als Zeithorizont für den Vertragsabschluß ist der Jahreswechsel 1998/99 vorgesehen. Die Erschließungsplanung sollte dann ab Mitte 1999 umgesetzt werden. Die ersten Hochbaumaßnahmen sind für Anfang des Jahres 2000 angestrebt. Die bisherige Durchführungsplanung sieht 5 Teilgebiete vor. Das Gesamtinvestitionsvolumen dürfte bei wenigstens 1,6 Mrd. DM liegen. Der Wettbewerb Lichterfelde Süd wird ausschließlich privat finanziert. Auch für die Realisierung der Bebauung sind keine öffentlichen Fördermittel vorgesehen.“



„Zur Projektentwicklung gehört vor allem Kreativität“

[Ed: und viel Geld, was dann fehlte / Portrait der Berliner HABERENT-Gruppe].

Aus: Die Welt, Berlin, 23. September 2000, Seite xx (Wirtschaft). [Original]

BERLIN (rf). Was haben das neue Schweizer Viertel in Lichterfelde, der Preußenpark in Wilmersdorf, der Vierseithof in Luckenwalde oder das 115 Hektar große Gelände Lichterfelde-Süd gemeinsam? Alle diese Bauprojekte, die sich ausnahmslos an attraktiven Standorten befinden, tragen die Handschrift des Berliner Projektentwicklers Haberent. "Gefragt ist das Denkbare". Unter diesem Motto fasst Maximilian Hägen, Alleininhaber der Unternehmensgruppe Haberent, die Philosophie seines 1980 gegründeten Unternehmens kurz und knapp zusammen und fügt hinzu, er bemühe sich, bei alledem "das wirtschaftlich Machbare" umzusetzen.

Haberent hat sich die städtebauliche Entwicklung brachliegender Flächen in ausgewählten Stadtzentren auf die Fahnen geschrieben. Mehr als 40 Bauvorhaben wurden bisher realisiert. Die besondere Leistung des Projektentwicklers bestehe darin, dass sich die Bauten sowohl harmonisch in die nachbarschaftliche Bebauung einfügen als auch die Individualität des Ortes unterstreichen. Bemerkenswert dabei: International renommierte Architekten gaben den Projekten ein unverwechselbares Gesicht.

Die Firma mit Sitz in der Steglitzer Schloßstraße und am Askanischen Platz biete kompetente Leistungen rund um den Bau aus einer Hand an. Von der Entwicklung über die Bauherrenleistungen bis hin zur Verwaltung und kompletten Bewirtschaftung der Immobilie – alles regle Haberent, ob beim Eigenheim- und Wohnungsbau oder bei Gewerbeimmobilien. Hägen: "Damit haben wir einen direkten Einfluss auf den Werterhalt der Immobilie". Nicht ohne einen gewissen Stolz bemerkt der stets fordernde und auch fördernde Chef, dass bei seinen Bauten überwiegend Firmen aus der Region mit Aufträgen bedacht würden.

War Haberent bis 1994 ausschließlich im geförderten Wohnungsbau engagiert, so spezialisierte sich das Unternehmen seitdem auf den frei finanzierten Wohnnungsbau. Zugute kam dem 52-jährigen Wirtschaftsingenieur auch seine Fähigkeit, zukünftige Bedürfnisse des Marktes frühzeitig zu erkennen. Nach Insider-Aussagen gehört Haberent heute zu den zehn Etablierten dieser Branche in der Stadt.

Das kontinuierlich gewachsene Unternehmen verdreifachte in den letzten fünf Jahren sein Investitionsvolumen. Bisher seien es über 700 Mio. DM. "Ende dieses Jahres erreichen wir die Eine-Milliarde-Mark-Schallmauer", gibt sich Hägen optimistisch.

"Tatsache ist, dass die Bauvorhaben wegen des gestiegenen Aufwands bei der Projektentwicklung einen höheren Kapitaleinsatz benötigen", hebt der Geschäftsführer hervor, wobei der überwiegende Anteil der Verbindlichkeiten mit grundschuldgesichertem Fremdkapital finanziert werde. Eine weitere Devise von ihm lautet: "Zur Projektentwicklung gehört nicht nur Geld, sondern vor allem Kreativität". Für den entscheidungsfreudigen Münchener, der Berlin längst zu seiner zweiten Heimat erkor, zähle die Teamarbeit zum Erfolgskonzept seines Unternehmens. Mit einem Schmunzeln verweist er auch darauf, dass von den acht Mitgliedern der erweiterten Unternehmensleitung vier Frauen sind.

Einen Namen machte sich Haberent in Berlin auch bei der Unterstützung künstlerischer Projekte. "Dies geschieht aus der sozialen Verantwortung des Unternehmens", sagt Hägen, dessen Firma Gesellschafter bei Partner für Berlin ist. So würden unter anderem das Tempodrom in Berlin und die Kunsthalle Vierhof in Luckenwalde gesponsert. In dieser Kleinstadt erwarb Haberent das ehemalige Volltuchgelände. Für die gelungene Umgestaltung dieser Industriebrache zu einem neuen Wohngebiet erhielt die Unternehmensgruppe den Brandenburgischen Architekturpreis 1997.

Jetzt sehe Maximilian Hägen dem Startschuss für das Projekt Lichterfelde-Süd entgegen. "Es ist eine außerordentliche Herausforderung". Auf dem 115 Hektar großen Gelände des einstigen amerikanischen Truppen-Übungsplatzes solle nach dem städtebaulichen Entwurf des Londoner Architekten Florian Beigel in 3 Jahren mit dem Bau von 3.280 Wohnungen und Gewerbeimmobilien begonnen werden.



Ein neues Stadtviertel südlich der Thermometer-Siedlung

Maximale Bodenverwertung / Die HABERENT/VIVICO-Planung zerstört gewachsene Natur.

Aus:
FGS-Berlin – Oktober 2000 (Detail-Planungen). Die lesbare Beschriftung und Legende sowie der Vortext wurden hier redaktionell ergänzt.

Die HABERENT/VIVICO-Planung südlich der Thermometer-Siedlung
^   Aus dem Entwurf von Prof. Florian Beigel (London) von 1998 abgeleitete Detail- Planung der Bebauung des 115 Hektar großen Areals in Lichterfelde- Süd zwischen Osdorfer Straße, Stadtgrenze, Anhalter Bahn, Réaumurstraße und Landweg, inklusive des bis 1994 bestehenden US-Truppenübungsplatzes „Parks Range“ (südlicher Teil). Nördlich dieses Planungsgebietes liegen die um 1970 entstandenen Hochhäuser der Thermometer-Siedlung.   (Repro: 2004 – khd)

      In Lichterfelde-Süd sollte ein neues Stadtviertel entstehen. Dazu wurde 1997/98 im Auftrag der Eisenbahn-Immobilien Management GmbH (EIM, aus der 2001 die VIVICO Real Estate GmbH wurde) von der Steglitzer HABERENT-Grundstücks-GmbH ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb „Die Zukunft von Lichterfelde Süd“ durchgeführt. Am 19.6.1998 wurde der 1. Preis dem Entwurf von Prof. Florian Beigel (London) zugesprochen.

      Diese HABERENT-Planung sah für Lichterfelde-Süd vor, südlich der Thermometer- Siedlung weitere 3.280 Wohneinheiten für etwa 7.000 bis 9.000 Bewohner zu bauen. Es sollten vor allem frei stehende Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser mit Gärten im mittleren und gehobenen Preissegment entstehen. Alle Gebäude sollten vom Bauherren schlüsselfertig hingestellt und dann verkauft werden.

      Längs der Anhalter Bahn waren gewerbliche Bauten geplant, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Vorgesehen war eine neue vierzügige Grundschule. Es wurde auch Platz für den späteren Bau einer Oberschule eingeplant. Außerdem sollten 5 Kindertagesstätten mit insgesamt 500 Plätzen und 1 Jugendfreizeitheim sowie öffentliche Kinderspielplätze gebaut werden. Eine Kirche oder Moschee waren nicht geplant. Die gesamte Planung nahm kaum Rücksicht auf die dort sei 1945 gewachsene Natur.

      Den Bezirkspolitikern waren diese Pläne zu voluminös, weshalb immer wieder Nachbesserungen der Pläne eingefordert wurden. Letztendlich scheiterte das Riesenprojekt aber um 2002/03 hauptsächlich an einer nicht ausreichenden Finanzierung, wobei auch der 2001 aufgeflogene Berliner Banken-Skandal eine gewisse Rolle gespielt haben dürfte.



Wohnen und Arbeiten im Einklang mit der Natur

Aus:
VIVICO-Werbung, 31. Mai 2002 (Download).

Die Zukunft in Lichterfelde-Süd zu gestalten, heißt: Wohnen und Arbeiten inmitten einer intakten Natur. Auf einer Fläche von 115 Hektar entsteht im Südwesten Berlins im Bezirk Steglitz ein hochwertiger Lebens- und Arbeitsstandort für rund 7.000 Menschen.

Mit einem Investitionsvolumen von weit über 1 Milliarde Mark handelt es sich um eine der größten Entwicklungsflächen für Wohnungsbau im Süd-Westteil der Stadt – mit optimaler Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz durch den neuen S-Bahnhof Lichterfelde-Süd.

Natürliche Vegetation gehört dazu

1998 fand ein internationaler städtebaulicher Realisierungswettbewerb statt, in dessen Ergebnis der
Siegerentwurf von Prof. Florian Beigel (London) die zukünftige Grundstruktur von Lichterfelde- Süd zugrunde legt.

Entsprechend der Vision von Zukunft wird das natürliche Terrain mit seiner vorhandenen Vegetation in das Konzept einbezogen. Auf einer Baufläche von etwa 65 Hektar sind frei stehende Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser, aber auch Mehrgeschosser geplant.

Wohnverträgliche Gewerbeflächen für Produktion, Handwerk und Dienstleistungen ergänzen das Angebot. Die Bauflächen gruppieren sich um eine große grüne Mitte: Hier sollen auf 34 Hektar öffentliche Grün- und Freiflächen entstehen.

Ansprechpartner:
Vivico Management GmbH
Jürgen Heyder   —   Leiter der Niederlassung Berlin
Hallesches Ufer 74-76
10963 Berlin
Telefon: 030 / 261 01-490   —   Fax: 030 / 261 01-403   —   E-Mail:
juergen.heyder@vivico.de

Detail-Planungen: 
[Plan-Skizze 2000]
[Verkehrsplanung 1999–2001]  (FGS Berlin)
[Wasser-Management 2001]  (FGS Berlin)




Für autofreies Wohnen stehen Ampeln auf Rot

Aus:
Berliner Morgenpost, 14. November 2002, Seite ?? (Bezirke). [Original]

LICHTERFELDE (tes). Die Ampeln stehen auf Rot für ein autofreies Stadtviertel auf dem „Parks Range“-Areal zwischen Osdorfer-, Réaumurstraße, dem S-Bahnhof Lichterfelde-Süd und der Berliner Landesgrenze. „Die Pläne sind leider ganz vom Tisch“, bedauert der Mitinitiator und ehemalige B 90/Grünen- Bezirksverordneter Günter Schlusche. Die Initiative der Grünen: Auf dem 1,15 Quadratkilometer [115 Hektar] großen Areal, das der Eisenbahn Immobilien Management GmbH [Ed: seit 2001 ist daraus die „Vivico Real Estate GmbH“ geworden, früher war es die VdeR – die Behörde „Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens in Berlin (West)“] gehört, ein autofreies Stadtquartier mit 3.280 Wohnungen zu realisieren. Die Häuser sollten per Bus-Ringlinie, über Car-Sharing- und Radstationen mit ausleihbaren Fahrrädern erreichbar sein.

„Mausetot“ seien die Pläne, bestätigt der noch amtierende Baustadtrat Norbert Kopp (CDU). Der Projektentwickler Haberent favorisierte in einem städtebaulichen Wettbewerb 1998 den Entwurf des Londoner Architekten Florian Beigel, der auf autofreie Mobilitätskonzepte verzichtet [Ed: 2. Preisträger wurde Daniel Libeskind]. Bis zum ersten, für das Jahr 2003 vorgesehenen Spatenstich, müsse die Haberent jedoch noch planerische „Hausaufgaben machen“, sagt Sprecherin Gabriele Cocozza.

Der Steglitzer Bauausschuss verlangte, den Bebauungsplanentwurf [Ed: welchen?] zu ändern. Zum Jahresende soll die überarbeitete Version vorliegen. So arbeite derzeit die Haberent daran, die Grünverbindung zur benachbarten Thermometer- Siedlung auszubauen, sowie das nördliche und südliche Baufeld für den Verkehr besser miteinander zu verknüpfen.

Belange der Thermometer-Siedlung bleiben auf der Strecke

15.11.2002 (
khd). In einem Rechtsgutachten schreibt im Juni der Planungsrechts- Experte Prof. Schäfer von der Technischen Universität Berlin: „Da die VIVICO bisher Stadtplanung ausschließlich nach höchstmöglichem Verwertungsinteresse betrieb (extrem hohe Ausnutzung der Gelände für die Bebauung), sich aber um die kommunalen Belange nicht kümmerte, besteht nun die Möglichkeit, den kommunalen Interessen zum Durchbruch zu verhelfen.“

Das hat auch für Lichterfelde-Süd eine erhebliche Bedeutung. Denn bislang weigert sich offensichtlich diese Vivico (hervorgegangen aus der Behörde VdeR) die seit über 30 Jahren bestehenden großen Defizite der Thermometer- Siedlung bei der Naherholung (Park, Schwimmbad usw.) auf ihrem Gebiet (in sinnvoller Weise) zu realisieren. Und von der Kommune sind bislang keine Schritte bekannt, dieses endlich zu korrigieren (Geländekauf, neue Planungsvorgaben, Berücksichtigung der Erkenntnisse aus dem Verfahren des XII-L2) – obwohl Politiker aller Couleur den Nachholbedarf der Thermometer- Siedlung seit 1970 im Grundsatz anerkannten (Schwimmbad sollte beispielsweise ursprünglich aufs Kali-Syndikats- Gelände...).

[21.06.2002: Rechtsgutachten zur Entwidmumg von Bahnflächen]  (Prof. Schäfer – TU Berlin)



Ein interessanter Plan für Lichterfelde-Süd

Der ausgegrabene Stangenpfuhlgraben bildet Rückgrat eines Parks.

Basiert auf:
Freie Planungsgruppe Berlin, 1. Oktober 2010 (khd-research).

      LICHTERFELDE-SÜD (khd). Im 1997 von der Eisenbahn- Immobilien Management GmbH (EIM, später die VIVICO Real Estate GmbH) und dem Steglitzer Projektentwickler HABERENT GmbH für Lichterfelde- Süd ausgeschriebenen städtebaulichen Realisierungs- Wettbewerb wurden etwa 40 Planungen eingereicht.

Aus FPB-Plan (5.2002)      
^   Ausschnitt aus dem Entwurf der Freien Planungsgruppe Berlin. Danach soll der Stangenpfuhlgraben freigelegt werden. [Gesamtplan]  (Repro: 2010 – khd)
      Entwickelt werden sollte ein neues „Wohnquartier mit Gewerbeanteil“ für etwa 7.000 Bewohner. Gefordert war ein „attraktives Stadtviertel mit hoher Freizeitqualität“ auf dem bis 1994 zum größten Teil durch das amerikanische Militär genutzten Areal südlich der Thermometer-Siedlung. Das Wettbewerbsgebiet Lichterfelde-Süd ist ca. 115 Hektar groß. Das entspricht in etwa der Fläche in Berlin-Mitte zwischen Friedrichstraße, Unter den Linden, Schloßplatz, Breite Straße und Leipziger Straße.

      Da das Projektgebiet unmittelbar am Stadtrand von Berlin liegt, sollte der städtebauliche Entwurf besonders den Übergang von Stadt zu Land — die Stadtkante an dieser Stelle — unter Berücksichtigung der topographischen Gegebenheiten mitformulieren. Dieses ist besonders dem Entwurf der „
Freien Planungsgruppe Berlin“ (FPB), die den Architekten Haug & Mathewson zuarbeiteten, mit einem Nord-Süd-Park gelungen — auch wenn er ansonsten dort fast alle anderen Flächen bebauen wollte.

      An diesem FPB-Plan besticht die Idee, den durch die Thermometer-Siedlung fließenden Stangenpfuhlgraben auch südlich der Réaumurstraße auszugraben und ihn mit einem Teich zum Mittelpunkt des Parks zu machen. Der Sieger-Entwurf von Prof. Beigel setzte hingegen nur auf eine wasserlose „Grüne Mitte“. Man sollte sich spätestens dann an diese Idee des Baches erinnern, wenn es um die Einrichtung eines naturerhaltenden Landschaftsparks geht.



Investoren-Pläne für Lichterfelde-Süd:
[HABERENT]  [CA-IMMO 1]  [CA-IMMO 2]
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