[
1. Teil]
[
2. Teil]
[
3. Teil]
[
4. Teil]
23.6.2014 (pls). Anfang Juni haben die Architektur-Büros ihre ersten Entwurfsideen für
Lichterfelde-Süd bei der Groth-Gruppe abgegeben. Die den Städtebaulichen Workshop
koordinierende Freie Planungsgruppe Berlin (FPB) hat mit Experten eine Vorprüfung der Entwürfe vorgenommen sowie
einen
Vorprüfbericht der 1. Stufe (13,8 MByte PDF)
zusammengestellt. Am 18. Juni 2014 wurden die Konzepte im Workshop diskutiert. Ein Bericht des
Aktionsbündnisses dazu liegt noch nicht vor.
[
ALL-Bericht]
Um hier einen ersten Überblick über die Planideen der Architekten und Stadtplaner zu
geben, wurden die folgenden Minis der Entwürfe reproduziert. Den Planungen (Schwarzpläne)
ist in Farbe die
bereits dokumentierte
Karte Wertigkeit der Biotope anhand Artvorkommen (Gesamtaggregation)
überlagert, um den Naturverbrauch aufzuzeigen.
Aber darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn diese Wertigkeitskarte ist noch
nicht endgültig. Außerdem muß für die
Dispens-Erteilung jede vorkommende
FFH-Art einzeln betrachtet werden, und deren Verbreitung ist teilweise größer, als die
Überlagerung anzeigt (Beispiel:
Zauneidechse).
Erste Architekten-Ideen zur
Bebauung von Lichterfelde-Süd
Aus dem FPB-Prüfbericht vom 16. Juni 2014 (Seite 40 + 41).
(Alle Repros: 22.6.2014 khd-research)
|
|
|
01:
Entwurf des Büros casanova & hernandez.
Wohnungen = 2.971, Bauland = 35,5 ha, Straßen = 4,5 km. |
|
|
|
02:
Entwurf des Büros Christoph Kohl.
Wohnungen = 2.676, Bauland = 39,6 ha, Straßen = 6,7 km. |
|
|
|
|
03:
Entwurf des Büros Cramer Neumann.
Wohnun- gen = 2.500, Bauland = 40,0 ha, Straßen = 14,8 km. |
|
|
|
04:
Entwurf des Büros Grüntuch Ernst.
Wohnungen = 2.325, Bauland = 39,2 ha, Straßen = 4,1 km. |
|
|
|
|
05:
Entwurf des Büros Hilmer & Sattler.
Wohnungen = 2.298, Bauland = 39,1 ha, Straßen = 7,3 km. |
|
|
|
06:
Entwurf des Büros Lorenzen.
Wohnungen = 2.597, Bauland = 40,5 ha, Straßen = 5,7 km. |
|
|
|
|
07:
Entwurf des Büros nps tchoban voss.
Wohnungen = 2.707, Bauland = 39,8 ha, Straßen = 6,1 km. |
|
|
|
08:
Entwurf des Büros O3 Architekten.
Wohnungen = 2.346, Bauland = 33,4 ha, Straßen = 2,6 km. |
|
Quervergleiche: Städtebauliche und Freiraumplanerische Struktur: (Seite 36)
Die Auseinandersetzung mit dem Naturschutz, der erforderliche Lärmschutz und die Umsetzung des
Programms hat bei den meisten Arbeiten zu einer mehr oder weniger geschlossenen mehrgeschossigen
Gebäudestruktur am Rand und einer Abstaffelung der Gebäude zur Grünen Mitte mit
Reihen- und Doppelhäusern geführt.
Eine Arbeit (Lorenzen) schlägt dagegen vor, den Rand zur Grünen Mitte durch
Geschossbauten zu formulieren. Bei Casanova + Hernandez wird eher eine urbane gemischte Struktur
vorgeschlagen, die nur wenige Reihen- und Doppelhäuser bietet. Auch 03 Architekten schlagen
eine Durchmischung von verschiedenen Bautypologien in den Blöcken vor.
Die meisten Arbeiten bilden Quartiere heraus, die entweder deutlich durch große
Grünzäsuren voneinander abgesetzt sind, wie bei Grüntuch Ernst, Cramer Neumann auch
Christoph Kohl oder durch eine kleinteiligere Grünvernetzung wie bei nps tchoban voss, Casanova
+ Hernandez.
03 Architekten verzichten auf Grünzensuren und Gruppieren die Quartiere um Quartierparks. HSA
gliedern ihr Gebiet nur im nördlichen Teil, ebenfalls durch einen großen Quartierpark,
Lorenzen durch die Rahmen der Geschossbauten der ansonsten großflächigen Struktur.
Während die meisten Arbeiten die einzelnen Quartiere jeweils ähnlich strukturieren, haben
die Quartiere bei Christoph Kohl jeweils ganz unterschiedliche Charaktere und versuchen jeweils
einen örtlichen Bezug herzustellen. Auch bei HSA unterscheiden sich die Quartiere, allerdings
weniger ausgeprägt.
Zur Thermometersiedlung bildet der überwiegende Teil der Arbeiten eine Gebäudekante an,
die durch Grünzäsuren geöffnet ist. Christoph Kohl macht als Einziger
Vorschläge zur baulichen, räumlichen und nutzungsstrukturellen Verzahnung. 03 Architekten
lockern die Kante durch zurückgesetzte niedrigere Gebäude und Entréepark
auf.
Während die Hälfte der Arbeiten maximal 5 6 Geschosse aufweist, schlagen Cramer Neumann,
HSA und Christoph Kohl am Stadtplatz auch städtebauliche Dominanten vor. Casanova + Hernandez
betonen verschiedene Quartiere durch höhere Gebäude.
Ein Stadtplatz wird von allen Arbeiten entweder direkt zum S-Bahnhof orientiert oder in das Gebiet
hineingezogen, angeboten. Bei Christoph Kohl bildet der S-Bahnhof und Stadtplatz am stärksten
auch den Ausgangspunkt für die Baumassenverteilung.
Im Übergang zur Grünen Mitte werden unterschiedliche Lösungen angeboten, von dem
Hineinziehen der Natur durch Grünzäsuren bei Cramer Neumann, der Inseln in der Natur wie
bei Grüntuch Ernst oder der städtischen Abgrenzung wie bei Lorenzen oder ansonsten als
Siedlungskanten. Casanova + Hernandez und nps tchoban voss bilden eine Pufferzone aus. Lorenzen
und Christoph Kohl schlagen auch Freiräume / Aktionsraume vor, die zur Grünen Mitte
orientiert sind. HSA und 03 Architekten trennen bewusst die Frei- und Grünflächen
für die Quartiere von der Grünen Mitte.
Wegeverbindungen oder eine Promenade am inneren Rand werden von den meisten Arbeiten vorgeschlagen.
Bei Lorenzen und 03 Architekten ist diese auch als Erschließung notwendig.
Ganz schön dicht
29.6.2014 (pls). Bereits beim ersten Blick auf die Architekten-Ideen für Lichterfelde-Süd fällt die hohe bauliche
Dichte aller 8 Entwürfe auf. Denn man kann in den Schwarzplänen mit der im Norden
vorhandenen ‚hohen‘ Thermometer-Siedlung (geplant in den 1960er-Jahren) und der
‚flachen‘ Woltmann-Siedlung (geplant in den 1980er-Jahren) vergleichen. Beide
Altsiedlungen sind wesentlich ‚luftiger‘ konzipiert als die nagelneuen
Workshop-Entwürfe für das
Südareal (13,8 MByte PDF). Die Stadtplanung lag damals noch in staatlicher Hand.
Die hohe Dichte ist natürlich den Vorgaben durch die Groth-Gruppe
(
Aufgabenstellung) sowie
der Senats-Forderung im
StEP
Wohnen (ursprünglich 3.000 Wohnungen) geschuldet. So kann das jedenfalls kein neues
Wohnquartier zum Wohlfühlen werden, zumal wenn dort auch noch die Mieten besonders hoch
ausfallen werden. Bislang ist kein Sozialer Wohnungsbau vorgesehen.
Aus rein stadtplanerischer Sicht kann es in Lichterfelde-Süd nicht darum gehen, aus dem Grund
und Boden den optimalen Profit für einen Investor zu ziehen. Das Ziel muß vielmehr sein,
das gesamte Stadtviertel durch Wohnungs- und Gewerbe-Bau südlich der Réaumurstraße
zu stabilisieren, was nur mit staatlichen Vorgaben gelingen kann. Daß dort auch
Naherholungsflächen
für alle geschaffen werden müssen, sollte
angesichts der
Vorgeschichte
eine Selbstverständlichkeit sein. Aber davon ist in den Entwürfen der Planungsbüros
eigentlich nichts zu erkennen. Der sogenannten Grünen Mitte kommt jedenfalls eine
völlig andere Funktion zu.
Und dabei hatten schon vor 2 Jahren die Bürger im
1. Bürger-Dialog
am 19. April 2012 sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, was dort entstehen sollte. Offensichtlich
ist diese Bürger-Liste längst bei den Planern in der Schublade
Bürgerträumereien verschwunden. Immerhin kommen in den Erst-Entwürfen
einige sinnvolle Ideen vor:
Einbeziehung der Thermometer-Siedlung,
Gewerbe an der lärmenden Anhalter Bahn,
Verteilung der Ladenlokale auf die Häuserblöcke im Bereich der Réaumurstraße,
naturbeförderndes Regenwasser- Management,
um nur einige zu nennen.
Ob man nun bei der Weiterentwicklung der Entwürfe zu einer soliden Stadtplanung findet,
muß abgewartet werden. Um das halbwegs zu erreichen, wäre aber mindestens notwendig
(ohne die noch zu bewältigenden Natur- und Sozial-Belange):
- Eine Reduzierung der baulichen Dichte,
- durch deutliche Verringerung der so autolastigen Häuschen und
- durch Höherbauen längs der Réaumurstraße (vielleicht bis VIII).
- Auch 2 Punkt-Hochhäuser (XII) am S-Bahnhof und an der Ecke Osdorfer Straße
sollten nicht tabu sein.
- Eine sorgfältigere Planung der inneren Straßen (die 7,3 km im
Entwurf Nr. 05 sind
z. B. völlig überdimensioniert).
- Verzicht auf das waldzerstörende Quartier Q3 im Südwesten, wie das z. B. der
Entwurf Nr. 08 vorsieht.
Letztendlich bedeuten diese (sicher noch unvollständigen) Vorschläge eine Reduzierung der
Anzahl der Wohnungen. Aber mit dem Neubau von um die 1.800 Wohnungen wird man dem Stadtviertel von
Lichterfelde-Süd eher gerecht und handelt sich nicht viele Folgeprobleme ein, die dann mit dem
Geld der Steuerzahler zu beheben wären. Es ist gesetzliche Aufgabe der Amtsplaner, das sehr
genau im Auge zu behalten. Aber derzeit bestehen Zweifel, ob sie in Steglitz-Zehlendorf dieser
Aufgabe gewachsen sind.
[02.07.2014:
Zwischenbilanz des Aktionsbündnisses]