PLS-Logo |   Dokumentationen aus Medien — Teil 8

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    Stand:  11.3.2014   (52. Ed.)  –  File: PLS/Aus_Medien/AM_08.html



Die Presse hat noch nicht die (politische) Dimension des Gesamt-Konflikts um Lichterfelde-Süd erkannt und wohl auch deshalb bislang nur wenig berichtet — immerhin gibt’s doch schon einiges. Auf diesen Seiten werden ausgewählte Artikel und Texte zu den Planungs-Absichten bzw. -Ansinnen für Lichterfelde-Süd dokumentiert.

  Lichterfelde-Süd / Giesensdorf
Ständig benachteiligt!
Eine Abrechnung
 
Dabei gilt der allgemeine CopyRight-Hinweis. Archivort ist Houston (USA), wo das „fair use“-Prinzip gilt. Hier sind dokumentiert und manches auch in [Ed:...] kommentiert:

I n h a l t :       2012       [Artikel-Übersicht 2012]
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M Y S T E R I Ö S E   P A K E T E

Flottwellstraße/Lichterfelde-Süd:
CA Immo/Vivico verkauft Katze im Sack an Groth-Gruppe

Eine Analyse der BI „Gleisdreieck“ zum plötzlichen Immobilien-Verkauf an die Groth-Gruppe.

Aus:
Gleisdreieck-Blog, 22. Juli 2012, 18.55 Uhr MESZ (Informationen und Meinungen). [Original]

BERLIN. Anfang vergangener Woche gab die CA Immo/Vivico eine Pressemeldung heraus, nach der sie ein Grundstückspaket im Wert von 12 Mio. Euro an die Groth-Gruppe verkauft habe. Insgesamt beinhalte das Paket 975.600 m2, die sich auf zwei Flächen verteilen: Auf das mittlere der drei umstrittenen Bauflächen an der Flottwellstraße, von den Investoren „Flottwell Living“ genannt, und auf das Areal in Lichterfelde-Süd, den ehemaligen Truppenübungsplatz der Amerikaner.

Die Meldung wurde auf zahlreichen Immobilien- Portalen (z. B. Rohmert-Medien) wortwörtlich nachgedruckt. Der Tagesspiegel griff die Meldung am 18.07.12 auf, um über die Veränderungen im Stadtteil zwischen Gleisdreieck und Potsdamer Straße zu berichten. Erstaunlich, dass die Presse so frei war, nicht nachzufragen, wie das Paket gepackt wurde und was die einzelnen Bestandteile wert sind. Das wäre eine hochinteressante Frage gewesen. Denn nur 10.400 m2 der 975.600 m2, also nur rund 1 % der gesamten im Verkaufspaket enthaltenen Fläche entfallen auf das Projekt der Flottwellstraße am Gleisdreieck, der Rest entfällt auf das Areal in Lichterfelde.

Offensichtlich wollen sich die am Grundstücksdeal Beteiligten hier nicht in die Karten schauen lassen und nicht mitteilen, welchen Wert die beiden Grundstücke aus ihrer Sicht haben.

Denn die Bebauung beider Areale ist politisch umstritten. Die Bebauung an der Flottwellstraße ist zwar im städtebaulichen Vertrag von 2005 zwischen dem Land Berlin, dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und der Vivico als Baufläche festgelegt worden. Obwohl es dort kein Baurecht gab und bis heute nicht gibt. Vor 12 Jahren konnte ein Senatsbaudirektor Stimmann zynisch fragen „wozu Parks in der Innenstadt, wir haben doch das Umland und Mallorca“. Es war diese Haltung, mit der die Senatsverwaltung einst die Verhandlungen mit der VIVICO führte und sich dabei über alle eigenen, öffentlich verbindlich festgelegten Planwerke des Landes hinwegsetzte.

Gerade Anfang Juli 2012 ist die öffentliche Auslegung der „vorhabenbezogenen Bebauungspläne“ zum mittleren und nördlichen Baufeld an der Flottwellstraße beendet worden. Mit diesen Bebauungsplänen soll nun nachträglich das dem städtebaulichen Vertrag fehlende Baurecht geschaffen werden. In der Stellungnahme der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (PDF-Dokument) wird heftige Kritik an den Bauvorhaben geübt.

Nach dem Verkauf an die Groth-Gruppe muss sich die CA Immo/Vivico mit alldem nicht mehr auseinandersetzen. Zwar haben die Friedrichshain-Kreuzberger Grünen sich mit dem widerrechtlichen Städtebau abgefunden und mäkeln nur an den vielen Tiefgaragen rum. Aber es gibt noch genug politische und rechtliche Unwägbarkeiten – die Katze im Sack. Damit traut sich die Groth-Gruppe offensichtlich umzugehen, im Vertrauen auf ihre langjährigen Verbindungen in die Berliner Parteienlandschaft. Damit nicht offensichtlich wird, welch finanziellen Abschlag die Groth-Gruppe dafür in Rechnung stellt, wurde das Geschäft der Öffentlichkeit als Paket präsentiert.

Übrigens: Ende der Woche hat die CA Immo/Vivico ein weiteres Paket an die Groth-Gruppe verkauft, diesmal für 20 Millionen Euro und noch geheimnisvoller geschnürt, Pressemittteilung der CA Immo/Vivico vom 20.07.12.

In dem Paket befindet sich „auch das Entwicklungsgebiet an der Lehrter Straße“ nördlich des Hauptbahnhofs. Mehr wird nicht verraten. Was ist noch im Paket? Sind es die umstrittenen Bauflächen am Mauerpark, das südliche Baufeld an der Flottwellstraße, der ehemalige Güterbahnhof in Wilmersdorf?



„Mit uns nicht“

Bezirk bleibt dabei: Parks-Range wird nicht mit Wohnungen zugepflastert.

Aus:
Berliner Woche (Ausgabe Steglitz-Süd) – Nr. 30/2012, 25. Juli 2012, Seite 1 (Titel).

LICHTERFELDE (KM). Die CA Immo hat das Areal der ehemaligen Parks-Range in Lichterfelde Süd verkauft. Neuer Eigentümer ist die Groth Gruppe. Das Unternehmen steht in Berlin für gehobenen Wohnungsbau und Quartiersentwicklung.

Mit dem Verkauf folge die CA Immo ihrem Portfolio und konzentriere sich auf Büroimmobilien, teilte Unternehmenssprecher Wilhelm Brandt mit. Flächen mit solch hohem Wohnungsbaupotenzial wie in Lichterfelde will das Unternehmen reduzieren. "Wir haben viele Projekte in Berlin. Dafür werben wir überall Partner ein", sagt Brandt. Alle Vorhaben allein umzusetzen, sei für die CA Immo nicht leistbar. Deshalb. habe man sich für den Verkauf entschieden.

Am bisherigen Planungsprozess für das Areal in Lichterfelde Süd soll sich nichts ändern. Die Entwicklung des Quartiers würde seit 2010 von der Groth Gruppe begleitet: "Wir werden die Arbeit weiterführen", betont Klaus Groth, geschäftsführender Gesellschafter der Groth Gruppe. Auch der Planungsprozess soll genauso weiter laufen. "Wir haben bereits am letzten Workshop mit Verwaltung und CA Immo teilgenommen und wollen auch den Bürgerdialog fortsetzen", so Groth.

Zur Entwicklung des Areals wollte sich das Unternehmen noch nicht äußern. "Wir wissen, dass der Naturschutz ein Thema ist und warten das Gutachten ab, das der Bezirk in Auftrag gegeben hat." Was die Zukunft des Gewerbegebietes am Rande des Areals betrifft, will der neue Eigentümer mit den ansässigen Gewerbetreibenden in Kontakt treten und gemeinsam überlegen, wie es weitergeht. Das soll im August passieren.

Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) macht deutlich, dass der Bezirk an seinem Standpunkt festhält, Wohnungsbau nur begrenzt zuzulassen. Erst jüngst hätte man von Senatsseite geäußert, dass rund 3.000 Wohnungseinheiten auf der Parks-Range geplant seien. "Das wird es mit uns nicht geben", betont Kopp. Für Bebauungspläne sei der Bezirk zuständig und der würde eine Bebauung in diesem Umfang nicht genehmigen. Auch für die Einbeziehung der Gewerbetreibenden in den Planungsprozess will sich Kopp einsetzen. [mehr]



H I N T E R G R U N D

Für die Berliner ist der Bund ein harter Vermieter

875 Liegenschaften gehören dem Staat / Für ihn scheint vor allem der Gewinn zu zählen / [Ed: Auch der 2007 erfolgte Verkauf des 100-Hektar-Areals in Lichterfelde-Süd an die CA Immo ist ein Beispiel für staatlichen Mißbrauch von einst bürgerfinanziertem Eigentum — Berlin soll noch nicht mal das Vorkaufsrecht eingeräumt worden sein, obwohl hier seit Jahren öffentliche Aufgaben (Naturschutz, Naherholung) anstanden].

Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 26. Juli 2012, Seite 9 (Berlin). [Original]

BERLIN (Tsp). Die hässlichen und teilweise leer stehenden Plattenbauten am Schiffbauerdamm, in den siebziger Jahren aus dem Boden gestampft, sollen verschwinden. Sie gehören dem Bund, der entlang der Spree das „städtebaulich bedeutsame Quartier im Parlaments- und Regierungsviertel“ neu entwickeln will. Mit Wohnungen und kleinem Gewerbe, Cafés und Restaurants. Aber der Ideenwettbewerb für das östliche Luisenviertel wurde schon vor 3 Jahren entschieden, von Abriss und Neubau ist seitdem nichts zu sehen.

Auch in der Wilhelmstraße 50 will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) ein Haus abreißen, in dem noch die Internationale Gesellschaft der Bildenden Künste sitzt. Das benachbarte Bundesministerium für Arbeit und Soziales soll ein zweites Mal erweitert werden. Einen Zeitplan nennt die Behörde nicht. Diese nebulösen Pläne sind aber nicht der einzige Grund, warum die Berliner Bundestagsabgeordnete Lisa Paus (Grüne) der Bundesregierung vorwirft, mit den Bundesimmobilien in Berlin „planlos umzugehen“.

Die Wirtschafts- und Sozialexpertin vermisst vor allem eine Strategie für die umfangreichen Wohnungsbestände des Bundes in der Hauptstadt. „Insbesondere kleine Wohnungen, wie sie die Bima hat, sind Mangelware in Berlin“, sagte Paus dem Tagesspiegel. Auch bei der Modernisierung von Wohnungen werde die Bundesregierung ihrer Vorbildfunktion für mieterverträgliche Sanierungen nicht gerecht. Die Abgeordnete begründet ihre Kritik mit der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag.

Demnach verfügt der Bund in Berlin über 545 bebaute und 330 unbebaute Liegenschaften auf 170 Hektar Fläche. Dazu gehören rund 5.100 Wohnungen, mit regionalen Schwerpunkten in Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf. Davon sind 1.120 Ein- oder Zweizimmerwohnungen, die je nach Bezirk zu Nettokaltmieten (ohne Betriebskosten) zwischen 4,76 Euro und 6,33 Euro pro Quadratmeter vermietet werden. Bundesbedienstete haben den ersten Zugriff auf die Wohnungen der Bima, ansonsten werden sie laut Finanzministerium „zum ortsüblichen Preis frei vermietet“. Die Bewerberauswahl erfolge „nach den allgemeinen Kriterien des freien Wohnungsmarkts“.

Auch sonst verhält sich der Bund in Berlin wie ein privater Vermieter. Modernisierungskosten werden „gemäß der haushaltsrechtlichen Bestimmungen“ voll umgelegt. Bei klimaschützenden Sanierungsmaßnahmen geht die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nach eigener Aussage über die geltende Energiesparverordnung nicht hinaus. Im Vordergrund steht offenbar die finanzielle Verwertung der hauptstädtischen Immobilien. Nicht nur Gewerbe- und Büroflächen, auch viele Wohnungen wurden schon verkauft. Im Herbst 2008 besaß der Bund in Berlin noch 6.478 Wohnungen, das waren 1.300 mehr als jetzt. Bis 2016 sollen aus dem Verkauf weiterer Liegenschaften insgesamt 350 Millionen Euro in den Bundeshaushalt fließen.

Mieter haben nur dann eine Chance, ihren zum Verkauf stehenden Wohnraum selbst zu erwerben, wenn es sich um Ein- oder Zweifamilienhäuser handelt. Es gebe derzeit keine Mehrfamilienhäuser, die für eine Mieterprivatisierung geeignet seien, teilte das Finanzministerium lapidar mit. Lisa Paus warf der Bundesbehörde vor, nur dann auf die Mieter zuzugehen, „wenn sich die Immobilien am Markt nicht veräußern lassen“.

Das Fazit der Grünen-Politikerin: Trotz des angespannten Wohnungsmarkts in der Hauptstadt nutze die Bundesregierung ihre wohnungspolitischen Spielräume nicht. Sie fordert stattdessen, dass bundeseigene Wohnungen nicht an „spekulative Finanzinvestoren“, sondern vorrangig an „nachhaltig wirtschaftende Wohnungsgesellschaften, Genossenschaften oder Mieter“ verkauft werden. Übrigens zeigt sich der steigende Bedarf an Wohnungen in Berlin auch an den Beständen des Bundes: Die Leerstandsquote halbierte sich in den letzten 5 Jahren auf 4 Prozent.

Ein anderes, ebenfalls schwieriges Kapitel sind die gewerblichen Immobilien, die von der Bima bewirtschaftet werden. Das sind 355 Grundstücke, davon 300 unbebaut. Aber auch die nutzbaren Gewerbeobjekte stehen zu einem Drittel leer. Bereits 2007 hatte sich der damalige FDP-Abgeordnete Markus Löning darüber beschwert, dass der Bund seine Berliner Liegenschaften „vergammeln“ lasse. Vereinzelt haben sich die Dinge zum Positiven verändert. Das Finanzministerium gibt aber auch jetzt gegenüber den Grünen zu, dass gewerbliche Immobilien „nur nach erheblichen Investitionen vermietet werden könnten, Leerstandsabbau erfolgt vornehmlich durch beschleunigten Abverkauf“.

Bei den „Dienstliegenschaften“, die für eine spätere Nutzung durch Bundeseinrichtungen vorgehalten werden, sieht es kaum besser aus. Rund 20 Prozent dieser Immobilien stehen leer, davon sei „allenfalls die Hälfte in vermietungsfähigem Zustand“, so das Finanzministerium. [Kommentar]



N E O - L I B E R A L E R   G E I S T   A L L E R O R T E N

Weit weg vom Sozialstaat

Aus:
Der Tagesspiegel, Berlin, 26. Juli 2012, Seite 8 (Meinung) von ULRICH ZAWATKA-GERLACH. [Original]

S taatliches Eigentum ist keine Garantie für einen bürgerfreundlichen und sorgsamen Umgang mit öffentlichem Vermögen. Die Liegenschaften des Bundes in Berlin sind seit Jahren ein peinliches Beispiel dafür, was eine konzeptlose Bürokratie anrichten kann. Hunderte Gewerbeflächen liegen auf Dauer brach, weil der Staat in die teilweise abbruchreifen Immobilien möglichst keinen Euro stecken will.

Wohl wissend, dass ohne Investitionen weder eine sinnvolle Nutzung noch ein Verkauf möglich ist. Tausende Wohnungen werden verhökert oder zum bestmöglichen Marktpreis vermietet. In einer Stadt, in der bezahlbarer Wohnraum knapp geworden ist, orientiert sich der Bund vorrangig an Verwertungsinteressen.

Es war wohl ein strategischer Fehler, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben dem Finanzministerium zu unterstellen. So wie es ein Fehler war, den landeseigenen Liegenschaftsfonds Berlin dem Finanzsenator zu überlassen. Denn beim öffentlichen Grundvermögen muss das Ziel der bestmöglichen Vermarktung endlich in den Hintergrund treten. Das ist eine Idee von gestern, weit weg von den Grundsätzen des Sozialstaats und einer modernen Stadtkultur.



Bürger sollen mitreden

Zur Zukunft von Lichterfelde Süd.

Aus:
Berliner Woche (Ausgabe Steglitz-Süd) – Nr. 31/2012, 1. August 2012, Seite 2 (Lokales).

LICHTERFELDE (KM). In Sachen Parks Range tut sich immer mehr. Erst kürzlich hat der bisherige Eigentümer CA Immo das Gelände verkauft (wir berichteten). Welche Auswirkungen das haben könnte und wie die Bürger Einfluss auf die Entwicklung des Geländes nehmen können, soll auf einer Bürgerversammlung geklärt werden.

Die Pläne des Bezirks und des Senats für die Zukunft des Gesamtbereichs vom S-Bahnhof Lichterfelde Süd über die Reaumurstraße bis an die Stadtgrenze werden immer deutlicher. "Es wird Zeit, dass sich Bürger, Anwohner und ansässige Gewerbetreibende zu Wort melden und Einfluss auf die weitere Landesplanung nehmen", finden die Mitglieder des Aktionsbündnisses Landschaftspark Lichterfelde Süd und laden am Freitag, 10. August, zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung ein. Im Kieztreff "Altes Waschhaus", Celsiusstraße 60, steht das Thema Parks Range ab 18 Uhr im Mittelpunkt.

Auf der Tagesordnung stehen die Ergebnisse des Bürgerdialogs mit dem Investor vom April sowie des Workshops mit dem Grundstückeigentümer und der Verwaltung. Des Weiteren wird über den Verkauf des Grundstücks und dessen mögliche Folgen gesprochen. Außerdem ist die Konstituierung einer Bürger-AG Stadtentwicklungs- und Landschaftsplanung Lichterfelde Süd geplant.

Weitere Informationen zur Veranstaltung und rundum den Planungsprozess Lichterfelde Süd gibt es auch auf einem neuen Bürgerportal auf http://pruefstein-lichterfelde-sued.de/. Hier könnuen Bürger ihre Gedanken, Anregungen, Kritik und Ideen äußern, wie es in Lichterfelde Süd weitergehen soll.

Eine weitere Veranstaltung zur Entwicklung in Lichterfelde Süd ist am Dienstag, 14. August, angesetzt. Im Gemeindezentrum Celsiusstraße 71-73 wird Staatssekretär Ephraim Gothe vor Ort sein. Mit dieser Veranstaltung wollen sich die Bürger für den Erhalt von Naturflächen und freier Landschaft in Lichterfelde Süd einsetzen. [mehr]



H I N T E R G R U N D

Vergoldete Rieselfelder

Spandauer Landschaftsschutzgebiet im Angebot / Gastronom Laggner als Käufer im Gespräch / Was der potenzielle Käufer mit dem riesigen Landschaftsschutzgebiet anfangen will, auf dem keine Bebauung möglich ist, blieb zunächst unklar.

Aus:
Der Tagesspiegel, Berlin, 2. August 2012, Seite 9 (Berlin). [Original]

BERLIN (Tsp). Die Berliner Wasserbetriebe wollen die nicht mehr genutzten Gatower Rieselfelder für einen Millionenbetrag an einen privaten Investor verkaufen. Wie dem Tagesspiegel aus informierten Kreisen bestätigt wurde, soll es sich dabei um den Berliner Großgastronomen Josef Laggner handeln. Im Spandauer Rathaus haben die Pläne Aufregung provoziert, die in dem Landschaftsschutzgebiet tätigen Landwirte fürchten um ihre Zukunft.

Die Rieselfelder umfassen eine Fläche von 3 Millionen Quadratmetern, das sind 3,26 % der Gesamtfläche des Bezirks. Was der potenzielle Käufer mit dem riesigen Landschaftsschutzgebiet anfangen will, auf dem keine Bebauung möglich ist, blieb zunächst unklar.

Gerüchten zufolge soll im bisherigen Betriebshof an der Potsdamer Chaussee an den Rieselfeldern ein Restaurant – möglicherweise mit Erlebnisgastronomie – entstehen. Der Kaufinteressent habe sich in die Felder „verliebt“, sagte Katrin Lemm, Projektleiterin bei den Wasserbetrieben.

Die Sprecherin der Laggner-Gruppe, Constanze Otto, erklärte auf Anfrage, ihr sei von den Plänen nichts bekannt. Josef Laggner selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Der Österreicher kam 1986 nach Berlin und hat ein Gaststättenimperium aufgebaut, zu dem das Lutter & Wegner sowie das Augustiner am Gendarmenmarkt, der Kaisersaal, die Newton-Bar und das Krongut Bornstedt in Potsdam gehören.

Bis vor zwei Jahren war auf den längst nicht mehr zur Abwasserverrieselung genutzten Feldern noch Klarwasser aus dem Klärwerk Ruhleben versickert worden. Das wurde eingestellt, weil Gutachter befürchteten, dadurch könnten die im Boden befindlichen Schadstoffe in die Brunnen des Wasserwerks Tiefwerder gespült werden. Damit sind die Rieselfelder ein „nicht mehr betriebsnotwendiger Aufwand, den wir gerne loswerden würden“, so der Sprecher der Wasserbetriebe, Stephan Natz. Die Kosten für die Unterhaltung und die sechs hier tätigen Mitarbeiter stünden in keinem Verhältnis zu den Einnahmen aus der Verpachtung von 70.000 Quadratmetern an die Landwirte. Alleine um die Wasserpreise zu halten, müsse das Unternehmen in diesem Jahr 40 Millionen Euro einsparen.

Am Landschaftsschutzgebiet kann und soll sich nichts ändern

Der Interessent sei bereit, einen Preis über dem Bodenrichtwert zu zahlen, sagte Natz. Der liegt in Berlin für Grünland bei 80 Cent pro Quadratmeter, was bei der Gesamtfläche 2,4 Millionen Euro wären. Nach Angaben des Sprechers sind die mündlichen Verhandlungen weit vorangeschritten und werden nächste Woche fortgesetzt. Ein schriftlicher Vertragsentwurf existierte aber noch nicht.

Gegenwärtig erstellten die Wasserbetriebe in Abstimmung mit den Behörden ein Nachnutzungskonzept, das dem Käufer an die Hand gegeben werde. Ein Gutachten soll klären, welche Formen von Landwirtschaft die Schadstoffbelastung künftig zulässt. Derzeit dürfen nur Futtermittel angebaut werden.

„Am Landschaftsschutzgebiet kann und soll sich nichts ändern“, sagt Spandaus Baustadtrat Carsten Röding (CDU). Man erwarte, dass es bei der bisherigen Nutzung bleibe, die Landwirte einbezogen und deren Existenz gesichert werde. Von den Wasserbetrieben, deren Mehrheitsanteil sich im Landesbesitz befindet, und den Politikern im Aufsichtsrat erwartet er ein transparentes Verfahren. Aufsichtsratsvorsitzende der Wasserbetriebe ist Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz (parteilos). Deren Sprecher erklärte, der Verkauf sei nicht zustimmungspflichtig und liege allein im Aufgabenbereich des Unternehmensvorstandes. Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hieß es, ein Verkauf ändere nichts am Landschaftsschutzgebiet, alle Verpflichtungen gingen auf den Neubesitzer über. Das gelte auch für die Pachtverträge, sagte Stephan Natz. Da sie jeweils nur für ein Jahr laufen, fürchten die Landwirte dennoch um ihre Existenz.



Stark gemacht für den Landschaftspark

Diskussionsrunde zu Parks Range und der Stadtentwicklung im Bezirk.

Aus:
Stadtrand-Nachrichten (Steglitz-Zehlendorf), 15. August 2012, xx.xx Uhr MESZ (Politik). [Original]

LICHTERFELDE (go). Wie weiter mit Parks Range? Eine Antwort auf die Frage konnte die Diskussionsveranstaltung am Dienstagabend [14.8.2012] im Evangelische Gemeindezentrum Giesensdorf nicht wirklich geben. Die SPD Lichterfelde hatte den Staatssekretär für Stadtentwicklung und Umwelt, Ephraim Gothe (SPD), eingeladen. Der erklärte zunächst, warum Wohnungsbau in Berlin so wichtig sei. Der Druck auf dem Wohnungsmarkt sei sehr hoch, weil die Lebenserwartung der Berliner steige, es vielmehr Single-Haushalte gebe und durch Zuzug die Einwohnerzahl weiter wachse. 6.000 neue Wohnungen müssten pro Jahr entstehen – mindestens, führte Gothe aus.

Im Ministerium arbeite derzeit am Stadtentwicklungsplan (StEP) Wohnen. In diesem Zug habe man die großen, noch freien Flächen markiert, die Raum für Wohnbebauung geben. Darunter auch Parks Range. Dass Gothe dieses Areal in einem Nebensatz als „Bauland“ bezeichnete, brachte vor allem Uwe Stenzel auf. Der Pensionär engagiert sich unter anderem im Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd. Allen, denen man dieses Areal gezeigt habe – egal welcher Partei – seien davon abgerückt, dies als Bauland zu betrachten. Das Biotop, das dort in den vergangenen Jahren entstanden sei, sei „ökologisch wertvoller als der größte Teil des Grunewalds und des Tiergartens“, so Stenzel.

Im Bezirk gebe es einen Konsenz: Viel Naturerlebnis, wenig Wohnungsbau auf dem Areal. „Wann machen Sie endlich eine Planung für die Leute“, wollte der ehemalige Lehrer wissen. Dafür erhielt er viel Beifall aus dem Publikum. Für das Gegenteil sorgte die Antwort des Staatssekretärs, der erklärte, dass im [Ed: völlig überholten] Flächennutzungplan das Areal als Bauland ausgewiesen und in der Hand eines privaten Eigentümers – der Groth Development GmbH, die für exquisiten Loft- und Wohnungsbau in Berlin bekannt ist – sei. Mit diesem Eigentümer müsse man verhandeln, wie viel des Areals frei bleiben sollte, welche Art von Bebauung entstehen soll und wo.

Das sah Stenzel nicht ein. Er berief sich auf das seit 2003 in Berlin geltende Naturschutzrecht, das nach seinen Aussagen Eigentumsverhältnisse in Naturschutzangelegenheiten als irrelevant betrachte. Der Eigentümer habe sehenden Auges Natur gekauft. Dieses Landschaftsschutzgebiet, das dort entstanden sei, das könne er schützen und pflegen, aber nicht bebauen. Im Gegensatz zur CA Immobilien AG, die das Gelände im Juli veräußerte, habe die Groth Development GmbH um die Diskussion gewusst, um das Bemühen, dass auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der Amerikaner ein Landschaftspark entstehen soll. Dafür spreche auch der Kaufpreis von 9 Euro pro Quadratmeter, hatte zuvor Hannelore von Büren-Rieder vom Fachbeirat Teltow Park erklärt. Das sei kein Kaufpreis für Bauland. Und so forderte sie den Staatssekretär auf, da der Verkauf noch nicht rechtsgültig sei, vom Vorkaufsrecht des Landes Berlin Gebrauch zu machen. „So günstig kommen Sie nicht wieder an das Land“. [Aufs Vorkaufsrecht verzichtet]

Helmut Schmidt, ebenfalls vom Aktionsbündnis, betonte welches Defizit an Naherholungsflächen es in den Steglitzer Ortsteilen gebe. Das bestätigte Irene Köhne von der SPD, die auch betonte, dass die Außenbezirke eben nur solange attraktiv seien, solange sie grün wären und nicht so dicht bebaut wie die Stadtteile innerhalb des S-Bahn-Rings. Ein Vertreter der FDP sprach über Parks Range sogar von einer „grünen Lunge für die Stadt“.

Deutlich machte an diesem Abend alle, die sich zu Wort meldeten, dass sie den Landschaftspark wünschten.

Neben Parks Range gab es allerdings auch andere Themen, die bei der Stadtentwicklung im Bezirk und in der Stadt interessierten, etwa die Umwidmung von Wohnungen zu Ferienwohnung und Gewerberäumen, die die Wohnungssituation verschärfe, das Fehlen vor allem kleiner Wohnungen, das nicht durch den Bau von Eigenheimsiedlungen kompensiert werden kann und die Unmöglichkeit für Hartz IV-Empfänger Wohnraum zu finden, den das Jobcenter komplett bezahlt und die daraus resultierende Schuldenfalle.

Nach mehr als zwei Stunden Wortwechsel waren die meisten Argumente ausgetauscht. [mehr]



Investor ist gesprächsbereit

Bürger gründen Arbeitgruppe Landschaftsplanung Lichterfelde Süd.

Aus:
Berliner Woche (Ausgabe Steglitz-Süd) – Nr. 33/2012, 15. August 2012, Seite 1 (Titel).

LICHTERFELDE (KM). Mindestens 3.000 Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Parks-Range in Lichterfelde Süd lautet das erklärte Ziel des Berliner Senates. Doch das wollen Bezirksamt, BVV und Anwohner nicht hinnehmen. Die demonstrieren jetzt Geschlossenheit und gründen eine Bürger-AG. [Planungsgebiet]

Das Gelände am Rande von Lichterfelde Süd, der ehemalige Truppenübungsplatz der Amerikaner „Parks Range“, scheint für den Berliner Senat wie gemacht für Wohnungsbau. Ein Teil seines Vorhabens, in dieser Legislaturperiode 30.000 neue Wohneinheiten in der ganzen Stadt zu schaffen, soll offenbar an dieser Stelle verwirklicht werden. Das zumindest hätten Vertreter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bei einem Workshop zur Entwicklung des Parks-Range-Geländes deutlich gemacht. Darüber wurde in der vergangenen Woche auf einer Bürgerversammlung informiert.

Zur Bürgerversammlung hatte das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd eingeladen. Ziel der Zusmmenkunft war es, eine Bürger-AG zu gründen. „Die Pläne für das Gelände werden immer deutlicher. Es wird Zeit, dass sich alle interessierten und betroffenen Bürger zu Wort melden und Einfluss auf die weitere Landesplanung nehmen“, sagt Helmut Schmidt vom Aktionsbündnis.

Die Bürger-AG will sich für den Erhalt von Naturflächen und freier Landschaft in Lichterfelde Süd einsetzen. Auf dem rund 100 Hektar großen Areal hat sich im Laufe der Zeit ein Biotop entwickelt, dessen Bedeutung weit über die eines Naherholungsgebietes hinausgeht. Hier hätte sich eine Flora und Fauna entwickelt, die es so gar nicht mehr gibt, machte auch Umweltstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) deutlich.

Noch kann keiner sagen, was genau auf dem Gelände geplant ist. Der neue Eigentümer, die Groth-Gruppe, hält sich dazu bedeckt. Aber er zeigt sich den Anwohnern gegenüber gesprächsbereit. In einem Schreiben an das Aktionsbündnis teilte Gechäftsführer Klaus Groth mit, nach Abschluss der Vertragsverhandlungen mit den Anwohnern sprechen zu wollen. Das Aktionsbündnis denkt darüber nach, das Angebot anzunehmen und Groth alsbald zum Gespräch einzuladen. [Gesprächsverlauf]

[Was ist ein Landschaftsplan?]   [Warum ist für Lichterfelde-Süd ein Landschaftsplan erforderlich?]



S P D - B E R I C H T

Senat plant keine Stadtentwicklungspolitik gegen die Bezirke

Ein Bericht zur Veranstaltung „Der Berliner Stadtentwicklungsplan Wohnen, seine Bedeutung für Steglitz-Zehlendorf und seine Auswirkungen auf Lichterfelde“ vom 14. August 2012.

Aus:
Irene Köhne (MdA, SPD), 22. August 2012, xx.xx Uhr MESZ (Aktuelle Meldung 43). [Original]

LICHTERFELDE-SÜD. Am 14. August 2012 ging es im evangelischen Gemeindezentrum Giesensdorf in Lichterfelde-Süd den meisten Besuchern der Veranstaltung "Der Berliner Stadtentwicklungsplan Wohnen, seine Bedeutung für Steglitz-Zehlendorf und seine Auswirkungen auf Lichterfelde" vor allem um die Frage: Wie steht der Senat zum Gelände ParksRange und dessen Entwicklung in der Zukunft?

Eingeladen hatte zu der sehr gut besuchten Informations- und Diskussionsveranstaltung mit Ephraim Gothe, dem Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die SPD Lichterfelde Ost und Süd. Mit dabei waren neben Irene Köhne als Vertreterin des Bezirks im Abgeordnetenhaus auch zahlreiche lokale Mandatsträger – nicht nur der SPD.

   
  „Entwicklung in Lichterfelde-Süd“
am Dienstag – 14. Aug. 2012

Diskussion mit Ephraim Gothe,
Staatssekretär für Stadtentwicklung.
Ab 18 Uhr im
Ev. Gemeindezentrum,
Celsiusstraße 71–73.
Dazu lädt ein:
SPD-Abteilung Lichterfelde-Ost+Süd
 
Zu Beginn der Veranstaltung lieferte Gothe einen Einblick in die derzeitige Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt sowie erste Ansätze des Stadtentwicklungsplans Wohnen. Die Gründe für die starke Verknappung des Wohnraumes in Berlin lassen sich dabei laut Gothe vor allem in drei Entwicklungen innerhalb der Bevölkerungsstruktur Berlins finden: So steigt die Zahl der Alleinlebenden weiterhin stark an; gleichzeitig steigt aber auch (erfreulicherweise) die Lebenserwartung. Diese zwei Faktoren alleine würden wohl schon ausreichen, um die Nachfrage nach Wohnraum zu steigern. Verschärfend dazu kommt dann aber noch das ungebrochene Bevölkerungswachstum. So rechnet der Senat bis 2025 mit ca. 200.000 bis 275.000 neuen Einwohnern.

Dass neue Wohneinheiten gebaut werden müssen steht somit für die Verantwortlichen außer Frage. Schwierig, so Gothe, wird nun vor allem die Frage der Finanzierung werden. Berlin selbst ist zu einer umfassenden Finanzierung von sozialem Wohnraum, wie dies noch stark bis 1997 stattgefunden hat, nicht mehr in der Lage. Wer aber baut stattdessen? Und vor allem: Für wen?

Luxus-Eigentumswohnungen für besonders zahlungskräftige Kunden sind, so Gothe, nicht das angestrebte Ziel des Senats und bieten auch keine nachhaltige Lösung für das Problem der rapide ansteigenden Mieten, dass ja vor allem die unteren Einkommensschichten stark trifft und langfristig zur Entmischung ganzer Stadtteile führt.

An dieser Stelle machte Gothe deutlich, auf welche Bauherren die Berliner Politik in den kommenden Jahren hauptsächlich setzen wird. Neben Genossenschaften und den städtischen Wohnungsgesellschaften werden dies wohl auch Versicherungsgesellschaften sein, da deren Einlagen sich nicht an kurzfristig hohen Gewinnen (Eigentum), sondern an langfristig stabilen Einnahmen (Miete) orientieren.

Aber nicht nur die Frage nach dem "Wer baut für Wen", sondern auch die Überlegungen "Wo" werden die benötigten Wohnungen gebaut, ist für die Entwicklung des Stadtbildes und die Lebensqualität einzelner Bezirke von entscheidender Bedeutung.

An dieser Stelle bot sich vor dem Hintergrund des Veranstaltungstitels die logische Frage nach den Planungen des Senates bezüglich des ParksRange Geländes in Lichterfelde-Süd an. Die Diskussion wurde nun sehr lebhaft, wobei alle Wortmeldungen auf einem hohen Niveau stattfanden und verdeutlichten, dass die Beteiligten sich bereits seit einiger Zeit sehr ernsthaft und engagiert mit der Thematik auseinander gesetzt hatten.

Dabei wurden vor allem zwei Dinge noch einmal ganz deutlich: Es gibt einen breiten Konsens im Bezirk, sowohl zwischen allen Fraktionen in der BVV als auch mit der entstandenen Bürgerinitiative, das Gelände zu einem überwiegenden Teil als Grünfläche (am liebsten in Form eines Landschaftsparks) zu erhalten und die Bebauung so gering wie möglich zu halten.

Darüber hinaus sind sich alle einig in ihrer Sorge, dass nach dem unverhofften Verkauf des Geländes an die Groth Development GmbH nun der Druck, auch von Seiten des Senats, weiter steigen wird, die Fläche zum Bau von möglichst vielen Wohneinheiten zu nutzen.

Gothe reagierte auf die formulierten Befürchtungen mit zwei zentralen Aussagen: Zum einen machte er deutlich, dass der Senat keine Stadtentwicklungspolitik gegen die Bezirke plane. Dies, so Grothe, würde langfristig auch nicht funktionieren.

Zum anderen warnte er aber auch vor einer zu starren Haltung gegenüber dem Investor. Nur gemeinsam mit diesem, im kompromissbereiten Dialog, lasse sich am Ende eine Lösung finden, mit der hoffentlich die Mehrheit beider Seiten leben könne.

Irene Köhne zeigte sich zwar über die Zusage Gothes, es werde keine Entscheidung gegen den Bezirk getroffen, zufrieden, bleibt aber auch kritisch. "Das Gelände bietet sich einfach zu leicht als große Bebauungsfläche an. Ich rechne weiterhin mit harten Auseinandersetzungen." Wichtig für Irene Köhne ist jetzt auch die Frage nach den unterschiedlichen Bebauungsdichten der Bezirke und dem zukünftigen Umgang damit im Rahmen des Stadtentwicklungsplans Wohnen. "Bisher stand es außer Frage, dass Randbezirke eine weniger dichte Bebauung aufweisen und damit eine ganz eigene Attraktivität für nicht-innerstädtisches Wohnen bieten konnten. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass dies trotz des hohen Neubaudruckes im Kern erhalten bleibt. Eine Stadt wie Berlin muss unterschiedliche Wohnraumstruktur mit individuellen Vor- und Nachteilen bieten!" [
mehr]



S P D - B E R I C H T

Bebauung der ehemaligen Parks Range unerwünscht

Bezirk braucht einen Wohnungsentwicklungsplan.

Aus:
SPD Lichterfelde Ost und Süd, 24. August 2012, xx.xx Uhr MESZ (LiOS-Mitteilung). [Original]

LICHTERFELDE-SÜD. Mit etwa 80 Personen war das Ev. Gemeindezentrum Giesensdorf gut gefüllt, als dort Ephraim Gothe, Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, am Dienstag, 14.8.2012 zum Thema „Der Berliner Stadtentwicklungsplan Wohnen, seine Bedeutung für Steglitz-Zehlendorf und seine Auswirkungen auf Lichterfelde-Süd“ sprach.

Dieser Plan, der Ende kommenden Jahres nach Abstimmung mit Bürgerinnen und Bürgern und den Bezirken beschlossen werden soll, geht von einem Neubau von jährlich 6.000 Wohnungen im Stadtgebiet aus. Die Zahl, so Ephraim Gothe, ergebe sich sowohl aus dem schon seit Jahren anhaltenden Bevölkerungszuwachs, wie auch aus dem zwischenzeitlich fast abgebauten Wohnungsleerstand, der vor fünf Jahren noch etwa 120.000 Wohnungen betraf. Auch würden die Menschen immer älter und die Anzahl der Single-Haushalte entwickle sich von heute 200.000 auf 275.000 im Jahre 2025. Dazu käme, dass die Berliner Baugenossenschaften und die Städtischen Wohnungsbaugesellschaften mit ihren zusammen 450.000 Wohnungen in den letzten Jahren kaum durch Neubautätigkeiten aufgefallen seien. „Gerade diese“ betonte der Staatssekretär, „sollen zukünftig eine aktivere Rolle in der Wohnungsbaupolitik spielen.“

Obwohl sich der erhoffte Wohnungsneubau gleichermaßen auf alle Bezirke verteilen solle, gebe es, neben den angesagten Lagen innerhalb des S-Bahn-Rings, eine besonders hohe Bereitschaft der Wohnungswirtschaft, in Steglitz-Zehlendorf zu investieren. Nach bisherigen Erkenntnissen könnten hier bis 2015 knapp 1.300 Wohneinheiten gebaut werden, davon etwa ein Drittel Einfamilienhäuser bzw. Doppelhaushälften. Besonders zu betrachten sei allerdings der Ortsteil Lichterfelde-Süd, da die Thermometersiedlung und ihr Umfeld im „Monitoring soziale Stadtentwicklung“ als sozial problematisch eingestuft werden.

Dieser Punkt spielte in der anschließenden Diskussion eine wichtige Rolle. Denn für das einzige große Grundstück in Lichterfelde-Süd das bisher ohne jedes Baurecht ist, den sich an die Thermometersiedlung anschließenden ehemaligen Übungsplatz der US-Armee, Parks Range, und die Grundstücke an seinem Rand bis zur Stadtgrenze und zur Bahntrasse, sowie bis an die Réaumur- und Osdorfer Straße interessiert sich die Wohnungswirtschaft offensichtlich mehr, als von der Senatsverwaltung bisher angenommen wurde.

So sei die Groth-Gruppe, die erst kürzlich das Gelände erworben hat, nach seiner Einschätzung „nicht bekannt dafür, auf Rendite zu verzichten“, bemerkte der bei der Veranstaltung anwesende Bezirksstadtrat Michael Karnetzki. Das machten dann auch die Vertreterinnen und Vertreter des Aktionsbündnisses Landschaftspark Lichterfelde Süd deutlich, das für dieses Gelände einen Landschaftsplan und für die Parks Range den Erhalt des dort entstandenen Biotops und des darauf stattfindenden Weidemanagements in einem Landschaftsschutzgebiet fordert.

So fragte Frau Hannelore von Büren-Rieder, warum weder der Bezirk noch das Land von einem Vorkaufsrecht Gebrauch mache, was bei einem Preis von unter 10 Euro pro Quadratmeter beste Möglichkeiten für eine Randbebauung im genossenschaftlichen Wohnungsbau böte. Ebenfalls hinterfragte sie die Angaben zum Berliner Bevölkerungszuwachs, den es zwar in den letzten Jahren gab, die gegenwärtige Einwohnerzahl von 3,5 Millionen aber bereits schon einmal im Jahre 1994 bei ausreichendem Wohnungsstand erreicht wurde. Und wenn es Bedarf an Wohnungsneubau gebe, sei die Frage für wen? Gerhard Niebergall wollte wissen, ob der Senatsverwaltung die am Rande des Geländes ansässigen Gewerbebetriebe bekannt seien. „Immerhin geht es dabei auch um 200 Arbeitsplätze.“

Einig waren sich die Anwesenden, dass eine Bebauung der Parks Range schon wegen des seit über 30 Jahren festgestellten erheblichen Mangels an Naherholungsflächen insbesondere in Lankwitz und Lichterfelde abzulehnen sei, ganz abgesehen davon, dass nicht nur dort schützenswerte Natur massive Bebauung völlig ausschließt. Ergänzt wurde das durch den Hinweise, dass das Gebiet schon seit 1996 als Landschaftspark Lichterfelde Süd festgeschrieben ist. „Das Aktionsbündnis“, fasste Helmut Schmidt die Diskussion zusammen, „vertritt die Interessen der von den Plänen unmittelbar betroffenen Bürgerinnen und Bürger sowie den dort tätigen Gewerbetrieben mit 200 überwiegend ortsansässigen Mitarbeitern. Dazu wollen wir unsere Vorstellungen zur Randbebauung ausgehend von einer sinnvollen Nutzung des Bereiches um den S-Bahnhof Lichterfelde Süd, von einer sicheren Zukunft der Gewerbetreibenden und der bundesweit einmaligen Weidewirtschaft mit den Verantwortlichen in der Politik und dem Eigentümer im Interesse von Lichterfelde-Süd, des Bezirks und der Gesamtstadt diskutieren und eine Einigung erzielen.“

Abschließend machte Ephraim Gothe ebenfalls deutlich, dass er sich diesen Konsens wünscht und versicherte, dass es dabei auch nicht zu einem Konflikt zwischen Senat und Bezirk kommen werde. Aus dem Lichterfelder Gespräch habe er einige Fragen mitgenommen, die er mit seiner Fachverwaltung abklären müsse. Eine Erkenntnis hat der Staatssekretär aber nach eigener Aussage bereits gewonnen: „Ergänzend zur Diskussion um den Berliner Stadtentwicklungsplan Wohnen ist es wohl notwendig, dass es auch für Steglitz-Zehlendorf einen eigenen Wohnungsentwicklungsplan gibt, in dem ein Großteil der hier anstehenden Fragen behandelt werden kann.“.



H I N T E R G R U N D

Millionen für Berlins neue Landschaften

Kompromisse und Ideen für umstrittene Projekte Tempelhofer Feld, Internationale Gartenausstellung und Mauerpark / [Ed: Aber für einen echten Landschaftspark mit besonders viel wertvoller Natur in Lihterfelde-Süd hat Berlins Senat kein Geld...].

Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 30. August 2012, Seite 15 (Berlin). [Original]

BERLIN (Tsp). In Berlin ist alles politisch, auch der Umgang mit dem Grün in der Stadt. Wie sich die Planungen für die innerstädtischen Freiflächen entwickeln sollen, darüber wurde am Mittwoch [29.8.2012] im Ausschuss für Stadtentwicklung kontrovers diskutiert.

TEMPELHOFER FELD

Stadtentwicklungsenator Michael Müller (SPD) verteidigte das bisherige Konzept der Parkplanung. Vorgesehen sei eine „behutsame Weiterentwicklung“ und kein Designerpark. Die aktuelle Nutzung als „Fun-Park“ solle durch „Bäume, Bänke und Toilettenhäuschen“ ergänzt werden, dafür hätten sich viele Parknutzer bei Befragungen ausgesprochen. Wichtig seien zudem Projekte wie ein Wasserreservoir, um Kosten für die Entwässerung zu sparen, und ein Nord-Süd-Radweg über das Gelände.

„Über alles Weitere kann man reden, auch über den Felsen.“ Der Felsen ist ein markantes Objekt in der Planung der Landschaftsplaner von Gross-Max, die den Wettbewerb zur Parkgestaltung gewonnen hatten. Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) erklärte, den Kostenrahmen von rund 60 Millionen Euro „werden wir erst mal gar nicht erreichen“. Den Kleingärtnern am südlichen Rand des Feldes sollen Ersatzparzellen auf dem Parkgelände oder in umliegenden Kleingartenkolonien angeboten werden, sagte Manfred Kühne aus der Stadtentwicklungsverwaltung. Der Vorsitzende der Kolonie Tempelhofer Berg, Wilfried Büttner, wies das gegenüber dem Tagesspiegel zurück. „Wir möchten, dass unsere Kolonie erhalten bleibt. Außerdem sind wir gegen eine Bebauung des Feldes.“

IGA IN MARZAHN

Die Internationale Gartenschau 2017 wird derzeit auf den Erweiterungsflächen der „Gärten der Welt“ in Marzahn geplant. Stadtentwicklungssenator Müller sprach von einem „hervorragenden Standort“, eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen. Neben Marzahn werde es weitere „dezentrale Standorte“ geben. Den Vorschlag, den Tierpark in Friedrichsfelde zu einem IGA-Standort zu erklären, bewertete Müller sehr kritisch. Die Pankower CDU-Fraktion wünscht sich eine IGA-Außenstelle in Buch. Der Bucher Schlosspark, die Brunnengalerie, der biomedizinische Forschungscampus und die Hoffmannschen Klinikareale würden sich eignen.

Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) rechnet damit, dass der bisherige Kostenrahmen von 44 Millionen Euro, der für den verworfenen Standort Tempelhofer Feld erarbeitet worden war, eingehalten werden kann. Der öffentliche Zuschuss – bisher mit 13,5 Millionen Euro angegeben – werde voraussichtlich auf 10 Millionen Euro sinken. Man kalkuliere zwar mit weniger Besuchern in Marzahn, aber auch mit geringeren Infrastrukturkosten. Die IGA werde keine „verstaubte Blümchenwiese“, sagte Gaebler. Aktuelle Themen wie urbanes Gärtnern und die Durchgrünung von Trabantenstädten würden sich im Konzept wiederfinden.

Die Grünen-Abgeordnete Antje Kapek kritisierte, die IGA-Pläne hätten „im Moment weder Hand noch Fuß“. Katrin Lompscher von den Linken äußerte grundsätzlich Sympathie für eine „dezentrale IGA“, man müsse das Konzept aber der sozialen Situation in Marzahn anpassen.

MAUERPARK

Für den Mauerpark-Kompromiss läuft die Frist am Jahresende ab, erklärte Staatssekretär Christian Gaebler (SPD). Die Allianz-Umweltstiftung werde dann 2,3 Millionen Euro für die Erweiterung des Parks zurückfordern, ein weiteres Moratorium werde es nach derzeitigem Stand nicht geben. Gaebler zitierte aus dem Entwurf des städtebaulichen Vertrags mit dem Investor CA Immo. Darin heißt es, das geplante Wohngebiet nördlich des Gleimtunnels werde nur von Gesundbrunnen aus erschlossen. Eine Zufahrt von Pankow aus sei nicht geplant. 600 Wohnungen dürften auf den 3,5 Hektar maximal gebaut werden. Im Gegenzug erhält das Land 5 Hektar für die Parkerweiterung und 2 Hektar für die aktuellen Gewerbenutzer Mauersegler und Flohmarkt. Außerdem beteiligt sich das Land an den Erschließungskosten und saniert den Gleimtunnel.

Die BVV Pankow fordert in einem Beschluss, den Streifen nördlich des Gleimtunnels mit Kinderbauernhof und Kletterfelsen planungsrechtlich zu sichern. Die Linksfraktion möchte zudem, dass Wegeverbindungen zwischen Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen geschaffen werden. Dafür soll sich das Bezirksamt einsetzen.



R A U B B A U   I N   D E R   N A T U R

Weltnaturschutzkonferenz warnt vor rapidem Verlust der Arten

[Ed: Natur- und Artenschutz muß vor der Haustür anfangen — auch in Lichterfelde-Süd!]

Aus:
ProPlanta, 16. September 2012, 17.46 Uhr MESZ (Wissenschaft). [Original]

CHEJU (ag). Zum Abschluss der Weltnaturschutzkonferenz in Südkorea haben die Veranstalter vor dem rapiden Artenschwund gewarnt, zugleich aber auch Lichtblicke aufgezeigt.

„Der Verlust der Biovielfalt – Arten, Ökosysteme und Gene – hat düstere Konsequenzen für die Menschheit, die nicht hingenommen werden können“, hieß es am Samstag [15.9.2012] in einer nach dem Veranstaltungsort benannten Erklärung von Cheju.

Der Naturschutz auf dem Land und in den Meeren müsse deutlich verstärkt werden. Vor allem verlange der Schwund große und gezielte Anstrengungen. Konkrete Forderungen: Eine gute Verwaltung der Schutzgebiete sowie Programme zur Erholung bedrohter Arten und zur Wiederherstellung zerstörter Lebensräume. Zudem müsse der Raubbau in der Natur reduziert werden.

Die Erklärung wurde unter anderem im Namen des Vorsitzenden der Weltnaturschutzunion (IUCN) und des südkoreanischen Umweltministeriums veröffentlicht. Die in Genf ansässige IUCN ist das weltweit größte Netzwerk staatlicher und nicht-staatlicher Umweltorganisationen. An der zehntägigen Konferenz auf der südlichen Ferieninsel Cheju nahmen nach Veranstalterangaben rund 10.000 Experten und Regierungsvertreter aus mehr als 150 Ländern teil.

Der Kongress habe trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in vielen Teilen der Welt das Thema Naturschutz wieder mehr in den Blickpunkt gerückt, hieß es einer separaten Erklärung der IUCN. Es sei gezeigt worden, „wie naturorientierte Lösungen –Ð durch das Kongressmotto „Natur+“ zum Ausdruck gebracht – uns helfen, viele unserer drängensten Probleme anzugehen“, sagte IUCN-Generaldirektorin Julia Marton-Lefèvre.

Teilnehmer hatten in Cheju immer wieder betont, wie viel die Natur selber zur Lösung der weltweiten Probleme beitragen könne. Unter anderem gab es Präsentationen über Aufforstungsprojekte und die Wiederherstellung von Waldlandschaften und Küstengebieten.

Auf der anderen Seite hatte die Konferenz aber auch die gegenwärtige Krise immer wieder anschaulich gemacht. Unter anderem publizierte die IUCN zusammen mit Partnerorganisationen eine Liste mit den 100 am stärksten bedrohten Arten der Welt. Danach könnten Tiere wie das Tarzan-Chamäleon, der Kalifornische Schweinswal oder das Zwergfaultier schon bald aussterben. Nach dem Modell der von der IUCN regelmäßig aktualisierten Roten Liste der bedrohten Arten soll künftig auch eine Rote Liste der Ökosysteme aufgebaut werden.



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(Toronto/Houston)





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